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Altmarkkreis Salzwedel – Ehrenfriedhof der Gedenkstätte Feldscheune Isenschnibbe Gardelegen

Bestattete Kriegstote: 1.016

Auf dem Ehrenfriedhof nördlich von Gardelegen befinden sich die Gräber von 1.016 teilweise namentlich bekannten, am 13.04.1945 ermordeten KZ-Häftlingen verschiedener Nationen: Vor allem Bürger der Sowjetunion, Polen und Franzosen (aber auch Italiener, Ungarn, Tschechen, Griechen, Deutsche, Jugoslawen, Belgier, Mexikaner) sind hier bestattet. Viele der Opfer waren Juden.

Die Häftlinge befanden sich auf sogenannten „Evakuierungstransporten“ aus dem KZ Mittelbau-Dora bei Nordhausen und dem KZ Hannover-Stöcken. Ihre Züge gerieten wegen der zerstörten Bahnanlagen in der Nähe von Gardelegen ins Stocken. Sie mussten deshalb ihren Weg zu Fuß fortsetzen. Immer wieder verstarben entkräftete Menschen oder wurden von den Wachleuten (SS, Wehrmachtsangehörige, Hilfskräfte) erschossen. Ihre Leichen wurden am Wegrand eilig verscharrt oder blieben einfach liegen. Schließlich erreichte die Kolonne Gardelegen. Die Menschen wurden am frühen Abend des 13.04.1945 in eine vor der Stadt gelegene Feldscheune getrieben, die anschließend in Brand gesteckt wurde. Menschen, die sich aus der brennenden Scheune befreien konnten, wurden brutal ermordet. Die Leichen der Opfer wurden eiligst verscharrt.

Auf Befehl der am übernächsten Tag den Tatort erreichenden US-Soldaten mussten männliche Gardelegener Einwohner die Leichen exhumieren und in Einzelgräbern bestatten. Nur 305 Personen konnten identifiziert werden. Am 25.04.1945 wurde der Friedhof – unter Anwesenheit der Gardelegener Bevölkerung – offiziell geweiht. Die Bewohner der Stadt wurden verpflichtet, die Anlage dauerhaft als Stätte des Gedenkens zu erhalten und zu pflegen. (Vergleiche zu einem ähnlichen Ereignis den Eintrag zum Bördekreis, VG Obere Aller, Gem. Eilsleben OT Dracken-stedt.)

Die Reste der Feldscheune wurden nach 1945 weitgehend beseitigt. Doch bereits am 11.09.1949 wurde auf dem Gelände eine von vier zentralen Veranstaltungen des jungen Landes Sachsen-Anhalt zum Gedenken an die Opfer des Faschismus durchgeführt.

In den folgenden Jahren wurden Teile der Scheune rekonstruiert. In den 1960er Jahren entstand das Konzept für eine „Mahn- und Gedenkstätte“, das bis Anfang der 1970er Jahre umgesetzt wurde. Es beinhaltete unter anderem eine Schwerpunktverlagerung am historischen Ort. Nicht mehr der Friedhof, sondern die

rekonstruierten Scheunenteile und der davor geschaffene (Aufmarsch-)Platz wurden zum Zentrum der Anlage, die nun auch zum Schauplatz von Großveranstaltungen mit Tausenden Jugendlichen, der Nationalen Volksarmee sowie der SED-Polit­prominenz im Sinne des Antifaschismuskonzeptes der DDR wurde. Dabei scheute man sich nicht, die Toten als „antifaschistische Widerstandskämpfer“ und „Vorkämpfer für den Sozialismus“ zu deklarieren, deren Vorstellungen und Ziele durch die SED-Führung verwirklicht würden. („Und sie haben doch gesiegt.“)

Einige namentlich bekannte Opfer aus Belgien und Frankreich wurden nach 1945 exhumiert und in ihre Heimat überführt.

Nach dem Beitritt der DDR zur Bundesrepublik entstanden heftige Diskussionen um die Trägerschaft der Anlage. Während die Stadt Gardelegen und der Landkreis die Übernahme der Einrichtung durch das Land Sachsen-Anhalt forderten, lehnte dieses eine Trägerschaft ab und bot eine finanzielle Förderung und wissenschaftliche Begleitung bei der Erforschung und Darstellung der Geschehnisse an. Schließlich wurde die Gedenkstätte in die Stiftung Gedenkstätten Sachsen-Anhalt aufgenommen; deren neu errichtetes Ausstellungs- und Informationsgebäude zu den Ereignissen vom April 1945 ist im September 2020 in Gegenwart von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier eingeweiht worden.

Angaben zur Grabstätte

Landkreis/Kreisfreie Stadt
Altmarkkreis Salzwedel
Ort des Grabes
Ehrenfriedhof der Gedenkstätte Feldscheune Isenschnibbe Gardelegen
Adresse
An der Gedenkstätte 1
39638 Hansestadt Gardelegen

Angaben zur verantwortlichen Stelle

Name des Kontaktes
Gedenkstätte Feldscheune Isenschnibbe Gardelegen Stiftung Gedenkstätten Sachsen-Anhalt
Adresse
An der Gedenkstätte 1
39638 Hansestadt Gardelegen
E-Mail
info-isenschnibbe@erinnern.org
Telefon
03907/77590812
Fax
03907/77590820